Abschlussklasse 2011/12 der Altenpflege präsentiert ihre Facharbeiten

16. Oktober 2011
 

Schneller, höher, weiter!? – NEIN DANKE!

Schau hin, mach mit, sei kreativ –
nicht als Imperativ (Befehl) sondern als eine EINLADUNG zu verstehen!

Dieser Einladung folgend präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Facharbeiten.

Die Schulleiterin Frau Croisier hieß die Klasse und die zahlreichen Gäste herzlich willkommen. Frau Füssinger, die Fachabteilungsleiterin Altenpflege erhellte zunächst den Hintergrund dieser Facharbeiten: die SchülerInnen „erforschen“ ein bestimmtes Themenfeld, ergründen dieses und übertragen die „gefundenen“ Ergebnisse auf ihre praktische Arbeit in den Einrichtungen der Pflege. Der Prozess des Forschens und das Vorstellen der Ergebnisse sind wertvolle Erfahrungen und trainieren die sogenannten Schlüsselqualifikationen. Sie ermutigte die SchülerInnen selbstbewusst den Berufsstand „AltenpflegerIn“ zu vertreten und so das Image und die Lobby dieser Profession zu stärken.

Dann kamen die SchülerInnen zu Wort: Sie haben hingeschaut, mitgemacht und waren kreativ!

 „Haben Sie schon vorgesorgt?“ fragten die Schülerinnen der ersten Gruppe das Publikum. Sie informierten kurzweilig und umfänglich über die Instrumente der Patientenverfügung, Vorsorge- und Betreuungsvollmacht. Sehr gut heraus gearbeitet haben sie die Anforderung „Beratungskompetenz“, die die professionelle Altenpflegerin der Zukunft auszeichnen wird. Ihr Forschungsprozess, der zu Beginn in einer Sackgasse zu enden schien, wendete sich doch noch zum Guten. Sie haben nicht aufgegeben sondern sind mutig weitergegangen mit einem lobenswerten Ergebnis.  
  „Der letzte Weg“ wird kein leichter sein. Diese Botschaft übermittelte die zweite Gruppe sehr anschaulich und eindrücklich. Das Thema Tod und Sterben wurde unter ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. „Sterben und Tod“, nach wie vor ein Tabu?! Wieso schließen wir diese Themen immer noch überwiegend aus? Mit hoher Sachlichkeit und Fachlichkeit kombiniert mit viel Empathie präsentierten sie dieses Thema und nahmen das Fachpublikum mit auf eine sehr eindrückliche Bilderreise in das Hospiz, das sie besucht hatten und in den Verabschiedungsraum, den sie in St. Ulrika in Mengen gestalten und einrichten durften. Auch ein Blick in die Zukunft der Sterbekultur wurde gewährt. „Ich bin bereit für diesen Weg“ – wenn ich ihn gut begleitet gehen kann, dann ist er nur halb so schwer.
Schockiert war nicht nur der Altenpfleger, der im Rollenspiel das Ehepaar Meier im Altenheim „beim Sex erwischte“. „Iiiih“ war seine Reaktion. Da war das Publikum schon mitten drin. Wie ist es bestellt mit dem Sex im Alter? Auch dieses Thema ist immer noch ein Tabu, das die Gruppe sehr nüchtern erhellte. Ihre eigene Befragung ergänzten die Vortragenden mit aktuellen Untersuchungen, die Sexualität nicht als Privileg „der Jungen“ beschreibt. Vielmehr ist sie Teil des Menschen in jedem Lebensalter in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Sehr wertvoll waren die ganz konkreten Anregungen für die Zuhörenden wie denn der Umgang mit diesem Thema in der Pflege aussehen soll. Das zweite Rollenspiel veranschaulichte dies eindrücklich und die Gruppe erntete dafür dankbare und zustimmende Blicke.  

 

 

 

„Satt- und Sauber-Pflege“ – oder wie? Dieser Fragstellung widmete sich diese Gruppe. Wenn ich nach 10 Minuten „Schnelldurchgang-Pflege“ das Bewohnerzimmer verlasse, frage ich mich „habe ich dieser Frau in die Augen geschaut“? Gänsehautfeeling stellte sich ein bei der Einführung in dieses Thema. Können wir denn dem Anspruch ganzheitlicher Pflege überhaupt jemals genügen? Auch hier stellte sich im Gruppenprozess eine wichtige Erkenntnis ein: unser Jammern und Klagen hilft nicht weiter, wir müssen, wollen und können alle Möglichkeiten ausschöpfen. Wir wollen eben nicht nur die Grundbedürfnisse befriedigen, wir wollen mehr und es kann gelingen. Zwei Konzepte, die 10 Minuten-Aktivierung und die Kitteltaschenaktivierung wurden vorgestellt … Ganz bunt, ganz vielfältig, sehr sinnenfroh … Der Platz hier reicht nicht aus! Deswegen der Schlusssatz: Wenn ich aus dem Zimmer komme, den Körper gepflegt, die Seele berührt und den Geist erfrischt habe, dann habe ich gute Arbeit geleistet und bin zufrieden und erfüllt. UND der Bewohner ist WONNE.

Gruppe 5: In einen erdachten Garten der Sinne entführte diese Gruppe. Welchen Anforderungen muss ein solcher Garten für ältere Menschen genügen, was kann er bereithalten, welche Funktionen erfüllen? Frau Hess, die seit über 10 Jahren den oftmals steinigen Weg dieser „Präsentationen“ mit sehr viel Engagement begeht, wurde von einer Schülerin als „Blinde“ und als „Sehende“ barfuß durch diesen Garten geführt und gab ihre Empfindungen 1:1 an die ZuseherInnen weiter. Auf Samt zu schreiten, das fühlt sich wunderbar an … Der Möglichkeiten gibt es viele und wirklich zugeschnitten auf die Be-nutzerInnen kann er nur sein, wenn diese schon im Planungsprozess miteingebunden sind.  
     
„Integration aus anderer Sicht“ was soll denn das heißen? Szenisch stellte die Gruppe 6 die Begriffe: Exklusion, Separation, Integration und Inklusion dar. Herr van Beek, der als „Fachmann“ diese Gruppe beraten und im tatsächlichen Sinne auch begleitet hat, war von Frau Füssinger als „special guest“ begrüßt worden. Er berät seit Jahren die Stadt Bad Saulgau in „Behindertenfragen“ und teilte diese mehrjährige Erfahrung gerne mit dieser Arbeitsgruppe. Sie haben in einem Feld- und Selbstversuch als RollstuhlfahrerInnen sich auf den Weg durch Bad Saulgau gemacht, haben Geschäfte und Plätze besucht und waren teilweise sehr ernüchtert. Zum Schluss überreichten sie dem interessierten Fachpublikum ihre Zusammenfassung „Barrierefreies Bad Saulgau“, die Tipps und Empfehlungen für „RollstuhlfahrerInnen“ bereithält.  
     
„Rundum gelungen“ lautet das Fazit zu dieser Veranstaltung. Der RUMMS war zu hören, ganze Felsbrocken waren von den SchülerInnenherzen gefallen. Gratulation und viel Kraft für den Endspurt bis zu den Abschlussprüfungen im Sommer 2012, wünschte Frau Füssinger den Schülerinnen und Schülern. „Sie haben aktuelle Themen aufgegriffen, aufgebrochen und uns alle sensibilisiert, Sie sind auf einem guten Weg“. Mit einem achtungsvollen Applaus verabschiedete sich das interessierte Fachpublikum.
Schau hin, mach mit, sei kreativ … in der Schule im HEUTE für morgen!
     

Angelika Steinhart-Neff (Bericht), Ulrike Hess (Fotos),

Lehrerinnen der Berufsfachschule für Altenpflege

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16. Oktober 2011