Integration auf allen Ebenen

29. Juli 2015

 

Helene-Weber-Schule nimmt sich eines aktuellen Themas an


Das Thema des diesjährigen Projekttages an der Helene-Weber-Schule hätte nicht aktueller sein können. Kurz vor Ferienbeginn haben sich alle Schüler der Schule auf vielfältige Weise mit dem Themenkomplex Integration auseinander gesetzt.

 

Ein Workshop zum Thema Rassismus oder das Gespräch mit einem Asylbewerber zählte ebenso dazu wie die Führung durch die Bad Saulgauer Moscheen, ein Selbstverteidigungskurs, ein Theaterworkshop oder die Vorstellung des Buchs “Türkisches Leben in Bad Saulgau” vom Arbeitskreis Mehr miteinander.

   

 

Bevor sich die Schüler auf den Weg zu ihren Arbeitsgruppen machten, stellte Daniel Hahn vom Haus Nazareth in Sigmaringen – mit rund 400 Mitarbeitern die größte Jugendhilfeeinrichtung in Süddeutschland – dessen Aufgaben und die Fachbereiche vor.


Kinder erhalten Hilfe

Zum sozialtherapeutischen Intensivbereich etwa zählt die Not- und Inobhutnahmegruppe, die rund um die Uhr ihre Türen geöffnet hat. Und das nicht ohne Grund: Wenn in Familien eine Situation eskaliert, machen sich die Mitarbeiter innerhalb kürzester Zeit auf den Weg – und holen die Kinder und Jugendlichen je nach Ausgangslage aus der Gefahrensituation heraus. Dass das nicht nur alle paar Monate der Fall ist, veranschaulichten die Zahlen, die Daniel Hahn mitgebracht hat. Bei landesweit 42 100 Kindern waren 2013 das Kindeswohl derart gefährdet, dass sie von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in Obhut genommen werden mussten. Auch Schutzwohnungen für Frauen gehören zum Haus Nazareth.

 

“Man glaubt es gar nicht, was im Landkreis alles los ist”, sagte Martin Hahn. Und machte keinen Hehl daraus, dass er “gerne öfter die Eltern bei der Beratung bei sich hätte”. Diese seien – vielfach begründet durch Alkohol- und Drogenprobleme – nicht in der Lage, für die Kinder Strukturen zu schaffen. “Bei manchen Eltern ist es an der Zeit, sich bei ihren Kindern zu entschuldigen”, fuhr er fort, ohne jedoch einen Schuldigen festzulegen.

 

Ein immenser Druck

Die Kinder müssten teils immensen Druck aushalten und würden unberechtigterweise Schuld auf sich laden. Aber auch die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen hätten “die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen”. “Wir sind einfach zuverlässige Begleiter, die Halt und Respekt vermitteln”, so der Bereichsleiter, “wir versuchen zu lindern, nichts jedoch ersetzt die Familie.” Dass auch Heimkindern beim Bemühen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, Steine in den Weg gelegt werden, zeigten die Ausführungen von Ruth Seibold. “Wir Heimkinder sind keine armen Würstchen”, sagte die Studentin, “wir haben viel erlebt, aber wir haben auch was aus unserem Leben gemacht.” Sie sei froh und dankbar, im Heim “so viel Geborgenheit” erfahren zu haben. “Verdammt großen Respekt” hätten alle Heimkinder verdient, sagte Daniel Hahn.

 

Hohen Respekt zollte Schulleiterin Elisabeth Crousier abschließend auch der Schülermitverwaltung für deren Organisation des Aktionstages.

 


Von Anita Metzler-Mikuteit (Schwäbische Zeitung, Ausgabe Bad Saulgau, 31. Juli 2015)

 


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29. Juli 2015

SMV