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Literatur und Theater am Wirtschaftsgymnasium

Shakespeare 2.0 oder wenn der Theaterkurs zweimal klingelt

Ich entführe Euch nunmehr auf eine kleine Reise – stellt Euch vor Ihr betretet die altehrwürdigen, säulenumrankten und in stoischer Erhabenheit erstarrten Hallen der Helene-Fischer-Schule, den neonilluminierte Thronsaal des Wissens, dumpf gedämmt hallt Euer vor Ehrfurcht eingeschüchterter und im Dampfdrucktopf der Demut siedend gedämpfter Schritt von marmorimitierenden Wänden zurück, welche stilecht von der Weisheit in weiß getüncht wurden, und im Bewusstsein von den Göttern des Wissens umrundet zu sein verfallt Ihr Unwissenden in  Schockstarre und mutiert zu Ölgötzen, deren Bewegungsdrang bekanntlich weder stürmend noch drängend ist, sondern stilecht windstill vor sich hinvegetiert.

Von Fern ertönt plötzlich eine Mundharmonika, ein matter Wind rollt einen verdorrten, um Wasser flehenden Tumbleweed an Euch vorbei und setzt ihn in einer dunklen Ecke des Interieurs schachmatt, ein Geier, woher auch immer zum Geier er nun wieder kommen mag, zieht seine konzentrischen Bahnen über Euer Haupt, als Spekulant folgte er vermutlich der Spur des Öls und ergötzt sich an den Aussichten auf kurzfristigen Profit und den damit einhergehenden fleischlichen Gelüsten.

Die Musik und der darauf gesteppte Konzertanz endet, der Mundharmonist legt Ballettschuhe und Mundharmonika beiseite und Stille übernimmt den Taktstock.

Still, stiller, Sportfreunde Stiller – welch grandioser Superlativ!

Jäh zückt jedoch ein infernalischer Kampfschrei seinen Kugelschreiber und durchkreuzt sattsam unachtsam die Pläne des Schweigens und dem vorauseilenden Schrei folgend eilt eine wild gewordene Meute hinzu, die irgendwo zwischen schwertschwingenden Spartiaten und blutdürstenden Wikingern zu verorten sein dürfte. Umgehend findet Ihr Euch gefesselt und geknebelt in einer Seilschaft wieder, in der ein heimeliger Hanfbauer seine zarten Bande um Eure Gelenke zu knüpfen beginnt, womit unsere Geschichte auch die militanten sowie milionkel Romantiker unter Euch fesseln dürfte. Eure Knie haben ein kleines Tete-a-tete, also ein Stell-Dich-ein bzw. Knie-Dich-rein, mit dem Fußboden, während Eure Seilschaft vor der Herrschaft des spartanischen Wikinger-Imperators kauert, der beschließt Euch zu einem Galadinner einzuladen, dem Ihr als Ehrengast beiwohnen dürft … und zwar in den Varianten Medium Rare, Medium Well sowie Well Done. Kleiner historischer Exkurs: Den Wikinger führt immerzu sein Weg-an die Fleischtheke oder anders formuliert … Fleisch ist sein Obst.

Szenenwechsel … Transsilvanien – wie aus dem Nichts seilen sich die Seil- wie auch dessen Herrschaften ab, Bärte und wehende Mähnen werden vom Winde und dem Haarschneider verweht und vor Euch steht plötzlich ein britischer Gentleman und dessen ihn plagiierendes Pendant, das jedoch nur bedingt die Klasse des Originals erreicht … das also war des Pudels und Bartes Kern. Als Mitarbeiter des örtlichen Bauamts läuft er wie ein aufgescheuchter Pudelhaufen mit einem angespitzten Vermessungspfahl durch die Gegend, während Euch sein Assistent, offensichtlich ein Vertreter der Geistlichkeit, mit Weihwasser benetzt, in seiner Hand das zugehörige Netzteil, waren doch die Geistlichkeit zu allen Zeiten technikaffin als auch Fischer zumal bei uns, der Helene-Fischer-Schule. 

Das hölzerne Portal der Kombüse, die bei uns gestrandet und sesshaft geworden ist inkl. Heirat sowie dreier Kinder, die als Schnellrestaurants ihren Lebensunterhalt verdienen, wird aufgestoßen, heraus tritt ummantelt von einer wabbernd-dunstigen Wolke der Maitre de Cuisine, ein grobschlächtiger Koloss, dessen rechte Hand nahtlos in ein Hackbeil übergeht, das vermutlich der groben Schlachtung jeglicher terrestrischer wie auch extraterrestrischer Seinsformen dienen dürfte. Sein Bass, also seine bärenhafte, seiner kolossalen Statur entsprechende Stimme hielt jedoch noch Winterschlaf, so dass lediglich die Cousine des Grills, an welchem er eben noch stand, also die Grille in die Saiten seiner Stimmbänder griff, um zirpende Wortwölkchen zu klampfen – entgegen aller an seine ritterhafte Statur gerichteten Erwartungen, und mit ritterhaft meine ich „Ritter Sport“, also quadratisch, praktisch, donnerhaft laut, spricht er pianissimo, und dass wo doch nicht einmal ein Klavier da ist: „Wie belieben Prof. Dr. Dr. van Helsing sich seinen Knoblauch heute einzuverleiben? Intravenös, als Koblauch-Lammgulasch in einer Ingwer-Chili-Knoblauch Marinade und einem Keks oder als Auflauf?“ „Könnte ich den Auflauf auch als Einlauf bekommen?“ „Gerne – wir verpassen dem Knoblauch einen Satz Joggingschuhe, schicken ihn auf die Rennbahn, damit er pünktlich ins Ziel einläuft!“

Die Grille packt die Geige weg, sie streicht die Segel und die erste Geige des Sinfonieorchesters, das unheilverkündend zum Crescendo anhebt – nebulöse Sound- und Nebelschwaden schwadronieren Schlieren wallend über das geisterhafte Terrain, das ein grünes Irrlicht aus den Tiefen seiner Eingeweide hochzieht und auf den Boden spukt. Rasselnd schwere Atemzüge, also Atembummelbahnen, durchwebt von kratzend, knarzendem Krächzen, malendem, wenn nicht gar schwarzmalendem Zähneknirschen, wenn Zähne nicht nur auf Sand bauen, sondern darauf kauen, und von gequältem, von Leiden geschaffenen Stöhnen eines gebeugten, mit einem Buckel verfluchten Mannes, der den Knüppel aus dem Sack lässt und zwölfmalig auf die bronzenen Innereien der Glocken Notre Dames einklöppelt, der also quasi modo die Glocken läutet – Mitternacht. 

Aladdin düst auf seinem Soundteppich vorbei, ein kakophonischer Läufer, dessen dissonore Ausläufer sich quer über das schulische Areal legen und die Lauschenden mit klangtoten Hymnen schlagern. Der unterirdische, leicht tonerdig tönerne Bass der frisch entschlüpften Zombies mag so gar nicht mit dem hochfliegenden Tenor der Eisernen Jungfrauen, der Iron Maiden und erst recht nicht mit dem stratosphärischen Countertenor der Hydra harmonieren, und der glasklare Sopran der Sirenen beißt sich nicht unerheblich mit dem dumpf dämmerigen Growlen der Mumien.

Plötzlich – das mark- und beinerschütternde Heulen eines Wolfes durchzuckt blitzartig sämtliche Mark, Euros und Poren der anwesenden Hörerschaft. Totenstille … da sämtlich Toten schweigen.

„Wer hat da gerade geheult?“ „Ein Wolf!“

„Verzeihung … ich habe es nicht verstanden! Wer?“ „Wolf!!!“

Spotlight – Trommelwirbel – frenetisch einsetzender Applaus, der in einer monströsen Kreisch-Orgie seiner unwesen-tlichen Fans untergeht … Auftritt des Lieblings aller Schwiegermütter, die ihre Tochter aber mal so gar nicht mögen, sowie aller Zahnärzte, Knoblauch- und Weihwasserproduzenten, die mit ihm ein Vermögen verdienen. Auftritt des Alptraums aller Zahnspangen und Blutbanken, Auftritt des einzigartigen, des phänomenalen, des unglaublichen Grafen Dracula, des Leuchtturms der Finsternis, umschwärmt von einer Schar Motten gefangen im Körper schöngeistiger Frauen … ups – ein Schreibfehler – Verzeihung … gefangen im Körper schöner Geisterfrauen. 

Graf Dracula, der Popstar der Geisterwelt, dem sämtliche Herzen zufliegen, was im Falle seiner weiblichen Zombie-Fans durchaus wörtlich zu nehmen bzw. zu werfen ist.

Graf Dracula, ein Vampir von stattlicher Figur, was bedeutet, dass statt eines handelsüblichen, mit Hopfen und Malz gedüngten Bierbauchs ein Waschbrettbauch seinen Torso ziert, der sämtliche Hausfrauen dieses Universums in Verzückung entrücken dürfte, denn auf diesen muskelwogenden Rillen kann jeder noch so hartnäckige Fett- oder gar Ölfleck aus der Schmutzwäsche herausgerubbelt werden … Dracula – weißer geht’s nicht!

Sein magischer Blick stolpert und fällt auf Dich, ein unmerkliches Schulterzucken, auf dass hin die Menge verstummt. Wie das rote Meer teilt sich die Meute und ebnet Draculas Weg, der zu Dir schwebt, Dich anhimmelnd bzw. anhöllend, was wohl eher seiner konfessionellen Ausrichtung entspricht, Dich fest fixierend, Dich konzentiert ins Auge fassend … denn Du bist sein Augapfel und das obwohl Dracula erkennbar so gar kein Vegetarier ist.

Alarmstufe rot oder „Mahlzeit“ wie man in Transsilvanien zu sagen pflegt: Draculas Haupt fährt sein Periskop ein und geht auf Tauchfahrt in Deine Richtung, Du spürst seinen arktisch-tiefgekühlten Atem, vor Kälte geschüttelt, jedoch nicht gerührt, den Hauch des Todes, dessen militärischer Drill sämtlich verbliebenen Körperhaare strammstehen lässt, Kompanie vollzählig also in Gänse mit Haut und Haar angetreten. 

Ein heimeliges Lagerfeuer sorgt für das Knistern, Draculas Schokoladenseite für die nötige Brise zuckersüßer Erotik … sein lustvoll lodernder, leidenschaftlich lasziver Laissez-faire-Blick packt die „HILTI“ aus und durchbohrt Dich, seine bebenden Lippen mit einer satten 12 auf der Richterskala geben in einer eruptiven Verschiebung seiner Kauleiste zwei blütenweise Eckzähne preis, die nur ein Ziel kennen … Dich! Dracula kommt näher und näher und näher …!

Oh … Verzeihung – es klingelt an der Tür – einen Moment bitte! Ich komme wieder!

5 Minute später …

10 Minuten später …

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30 Minuten später!

Back on Stage – die Rückkehr des Jedi-Erzählers!

Ach … Du würdest nun nur allzu gerne wissen wie es weitergeht???

Wie ärgerlich, dass es sich bei dieser Szene um einen klassischen Cliffhanger handelt, denn die Fortsetzung folgt nur im Premium-Bereich des Wirtschaftsgymnasiums, den nicht jeder betreten darf, da er nun mal mit Wirtschaft so gar nichts am Hut hat.

Tja … wenn Du wirklich wissen möchtest wie das Ganze endet, dann wird Dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als in der 12. sowie der 13. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums den Theaterkurs zu wählen und alsdann zu besuchen, um leibhaftig in die Rolle von Draculas Muse zu schlüpfen. 

Sayonara

Euer Masterchief of Theatre 

T. A. Petrich

P. S.

„Und was hat das Ganze jetzt eigentlich mit Shakespeare zu tun?“

„Gute Frage – wenn Shakespeare wirklich ein guter Schriftsteller gewesen wäre, hätte er seinerzeit bereits die Werke gezaubert, mit denen der Theaterkurs heutzutage die Bühne rock! Nimm das King Lear, denn wir sind die wahren Queens und Kings der Bühne!“