Abitursvorbereitung – Die Leiden des Franz Kafka

10. Januar 2012

Dipl. Sozialpädagogin K. Kunze  zu Besuch am Wirtschaftsgymnasium Bad Saulgau

 

Franz Kafka ist mit Abstand einer der berühmtesten Autoren der deutschen Literaturwelt. Auch die Gymnasiasten des Wirtschaftsgymnasiums Bad Saulgau behandeln eines seiner Werke im Rahmen der Abitursvorbereitung. Mit dem Roman „Der Proceß“ werden die Schülerinnen und Schüler in eine geradezu surreale und unheimliche Welt von Recht und Gerechtigkeit entführt. Untrennbar mit der Literatur Kafkas ist dessen Leben verbunden.

Was war dieser für ein Mensch?

Was für ein Verhältnis hatte er zu seiner Familie?

Wie stand er zu seinem Vater?

Schnell wurde in diesem Zusammenhang klar, dass Franz Kafka ein zwar sehr tiefgründiger, jedoch auch häufig sehr niedergeschlagener und beinahe depressiver junger Mann war. Will man Kafkas Werke umfassend begreifen, so muss man sich auch mit den Gedanken und Problemen dieses wunderlich anmutenden Menschen auseinandersetzen. Es lag in diesem Zusammenhang nahe, die Dipl. Sozialpädagogin Kathleen Kunze, welche für das „Bündnis gegen Depression e.V.“ arbeitet, in den Deutschunterricht einzuladen.

In einer einführenden Phase erläuterte sie ihre Arbeit als Gesprächstherapeutin, während sie dann in einem weiteren Schritt mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam versuchte, die Persönlichkeit von Franz Kafka zu ergründen. Ihrer Meinung nach litt Kafka eindeutig an einer psychischen Störung, welche zwar Teil seiner Genialität darstellte, gleichzeitig aber dringend hätte behandelt werden müssen. Die Diagnose Angststörung und Depressionssyndrom stellt nun auch in ihrer Praxis den Hauptteil der Behandlungen dar. Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass vermehrt auch junge Menschen an psychischen Störungen erkranken und Hilfe suchen. Das Lebenszeitrisiko, eine psychische Störung zu erleiden, liege sogar bei 50 %, so die Therapeutin. Aufklärung tut also Not.

Dass sich auch die angehenden Abiturienten mit den Themen Stress und Burn-out bestens auskennen, wurde anhand der zahlreichen Fragen und Diskussionsrunden deutlich. Vor allem die Angst, dem Abitursdruck nicht gewachsen zu sein und zu versagen, wurde von Seiten der Schülerinnen und Schüler immer wieder betont. Einfühlsam erläuterte Kathleen Kunze die verschiedenen Möglichkeiten, Stress entgegenzuwirken und frühzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn man merke, dass man nicht mehr könne.

Ebenfalls machte sie Mut, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen und sich nicht zu schämen, wenn man eine psychologische Behandlung brauche. Immerhin, so Kunze, seien vor allem psychische Störungen sehr gut behandelbar und heilbar, wenn diese frühzeitig erkannt würden.

Am Ende waren sich alle einig: Kafka war nicht mehr oder weniger verrückt, wie wir es alle sind!

Bericht: B. Rauschenberger-Großmann
Deutschlehrerin

Sharing is caring!

10. Januar 2012