Helden von morgen in der Altenpflege

26. Januar 2015
          “Will you still meet me, will you still feed me, when I am 64”  
             Altenpflege zeigt VORBILDLICHES  
siehe auch Pressebericht Südkurier vom 27.01.2015

Eine kleine und sehr feine Feier am Donnerstag, den 22. Januar 2015 beschloss den im November 2013 gestarteten Prozess zur Zertifizierung der Fachabteilung Altenpflege der Helene-Weber-Schule.

 

Doch der Reihe nach:

Die Gäste fanden sich im festlich gestalteten Foyer der Schule ein. Erfasst, ja gefangen genommen wurden sie sofort durch das Musikvideo „Wir werden die Helden sein“ (www.youtube), das mit Bildern aus dem Pflegealltag für Berufe in der Altenpflege wirbt.

 

Frau Füssinger, die Fachabteilungsleiterin der Altenpflege, lud alle Anwesenden ein, gemeinsam den Weg bis zur Zertifizierung noch einmal Revue passieren zu lassen.

Im Mittelpunkt stand AZAV. AZAV? Was verbirgt sich dahinter? Die Schulleiterin, Frau Croisier, die die illustre Gästeschar willkommen hieß, zeigte fantasievolle Varianten auf. „Altenpflege zeigt Vorbildliches“, ein Vorschlag, der die Sache schon ziemlich gut trifft. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesen Buchstaben die Akkreditierungs- und Zertifizierungsverordnung zur Arbeitsförderung. Der Einladung von Frau Croisier zum Informationsaustausch, zur Begegnung und zum Gespräch folgten die Anwesenden gern.
Matthias, Schüler WG-Eingangsklasse

Davor brachte Matthias, ein Schüler der WG-Jahrgangsstufe 2, mit seinem Intermezzo Una Mattina (Filmmusik zu „Ziemlich beste Freunde“, ein empfehlenswerter Film zum Thema Pflege) Wohlklang in die Runde. Es lag eine ganz heitere, gelöste Stimmung im Raum.

Frau Landrätin Bürkle machte deutlich: Wir sind die Alten von morgen und zeigte die demografische Entwicklung im Landkreis Sigmaringen auf, verknüpft mit der Liedzeile der Beatles: Will you still meet me, will you still feed me …. ? Werden wir genügend junge, arbeitsfähige Menschen haben, die die zunehmende Zahl alter Menschen pflegen, betreuen und begleiten werden? Sie zeigte mit Stolz auf die ausgeprägte schulische Landschaft in unserem Kreis und beglückwünschte die Helene-Weber- Schule zu diesem ganz besonderen AZAV-Merkmal.

 

So bekam Herr Link, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit, Gelegenheit aus seiner Sicht, die Bedeutung dieser Zertifizierung zu erläutern. Die Zahlen der Arbeitsagentur zeigen einen hohen Bedarf an Arbeitskräften im Pflegebereich. Demgegenüber steht ein nicht ausreichendes Arbeitskräfteangebot. Zudem steigen überdurchschnittlich viele Pflegekräfte nach wenigen Jahren aus diesem Arbeitsfeld wieder aus (ein Drittel einer Ausbildungsklasse innerhalb von 15 Jahren). Die Frage der Gründe hierfür blieb zunächst unbeantwortet. Klar wurde: Altenpflege ist ein Berufsfeld mit Zukunft und die Menschen, die hier arbeiten „ …. müssen es wollen und können. Diese Arbeit kann nicht verordnet werden“. Durch die Zertifizierung können nun, für diesen Beruf geeignete, Arbeit suchende Menschen durch die Bundesagentur vermittelt und vor allem gefördert werden. Sie können jetzt wohnortnah Ausbildungsplätze finden und ab sofort in dieser Raumschaft die passende Schule besuchen. „Auf gute Zusammenarbeit“!

 

Herr Domnik, der als Vertreter des Regierungspräsidiums, der Schulaufsichtsbehörde, den Prozess der Zertifizierung mit verfolgt hatte, stellte zunächst provokativ die Frage in den Raum: Wieso müssen wir als öffentliche Schulen, angesichts eines bereits installierten, ausgeprägten Qualitätsmangements, uns diesem ausgesprochen umfänglichen Zertifizierungsverfahren stellen? Die Antwort folgte auf dem Fuße, salopp formuliert: keine Extrawurst für öffentliche Schulen, alle Anbieter müssen gleich behandelt werden. Mit einem Zwinkern ergänzte er, dass Schulen immer anderen Zeugnisse ausstellen dürfen und dass es eine ganz wertvolle Erfahrung sein kann, sich als Schule auch diesem Bewertungsverfahren auszusetzen. „Ich freue mich mit der Schule über diesen Erfolg“.

Als Vertreter der kooperierenden Altenhilfeanbieter und –Einrichtungen übermittelte Herr Scheitler vom Spitalfond in Pfullendorf Glückwünsche. Er hob das große Engagement von Frau Füssinger hervor, die stets als kompetente und innovative Ansprechpartnerin in der Schule zur Verfügung stehe. Die als Fachabteilungsleiterin Prozesse anstoße und vorantreibe und in einem konstruktiven und kreativen Dialog die Zusammenarbeit mit den Trägern der Altenhilfe förderlich gestalte. Er nutzte die Gelegenheit sich hierfür zu bedanken. „Die Zertifizierung ist eine tolle Sache, wir können uns auf Sie verlassen“.

 

Herr Zimmerer, Stadtrat in Bad Saulgau übermittelte Grüße und Glückwünsche der Bürgermeisterin Doris Schröter und zeigte sich erfreut über dieses zusätzliche Qualitätsmerkmal des Schulstandorts Bad Saulgau.

 

„Come on, come on, I am not afraid“ sang Amy (auch Schülerin der WG-Jahrgangsstufe 2), begleitet von Matthias am Klavier. Eine bessere Botschaft hätten diese jungen Menschen nicht finden können an dieser Stelle.

 

Dass nämlich weitere große Herausforderungen auf uns als Gesellschaft warten, machte Herr Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß in seinem Festvortrag deutlich. Darin blitzten ganz viele Facetten rund um das Thema „Altwerden“ auf. Die allein in der demografischen Entwicklung begründeten Herausforderungen an  die Gesellschaft, die hohe Verantwortlichkeit in diesem Beruf, die angestrebte Akademisierung als Pflegewissenschaft, Pflege als Ausdruck von Humanität, wie kann, wie muss sie ausgestattet sein mit finanziellen und ideellen Mitteln? Wie können mehr junge Menschen für diesen Beruf gewonnen werden, wie wird der Berufsweg attraktiver und wie kann er nachhaltiger ausgeformt werden, weniger Formulare, mehr Fürsorge, mehr Ansehen und Wertschätzung in der Gesellschaft, Pflegestärkungsgesetz und so weiter. Beachtlich war die Betonung der emotionalen Kompetenz, die gefordert ist bei der Begleitung alter Menschen bis zu ihrem Lebensende, „Seelen müssen reifen, das passiert nicht über Nacht“. Die zentrale Frage ist: Gelingt ein Altern in Würde? Er ermutigte die Anwesenden: Stellen Sie sich weiterhin diesen großen Herausforderungen und arbeiten Sie an diesem Wertekompass für das Leben und den Beruf. „Es tut sich was“.

     Blumenschmuck, erstellt von Frau Rößler-Wacker

“River flows in you“, dieser Titel des südkoreanischen Pianisten Yiruma, gespielt von Matthias bildete die sehr gelungene Abrundung des offiziellen Teils dieser Zertifizierungsfeier. Er machte  die „Seelen“ bereit für die kulinarischen Genüsse, die Herr und Frau Lang, Pächter der Schulmensa zusammen mit ihrem Team kreiert hatten. Eindrücke liefern die Bilder …

     
Bericht: Angelika Steinhart-Neff

 

 

 

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26. Januar 2015