WAS FÜR EIN THEATER! – „Der Besuch der alten Dame“ begeistert Publikum
„Theaterstücke bestehen im Wesentlichen
aus Liebe, Wahnsinn, Tod.“
(Gustav Seibt)
Auch das Drama „Der Besuch der alten Dame“ von Dürrenmatt beinhaltet die von Gustav Seibt genannten wesentlichen Kriterien eines Theaterstückes.
Eine alte Dame kehrt nach langer Zeit in ihr Heimatdorf zurück. Jahre zuvor wurde sie von dort hochschwanger und als Dirne beschimpft verjagt. In ihrer Not arbeitet die junge Frau in einem Bordell und lernt ihren ersten Mann, einen Multimillionär, kennen.
Geschickt versteht es die ehemalige Prostituierte in den folgenden Jahren ihr erheiratetes Vermögen zu vermehren. Gleichzeitig zieht sie im Hintergrund sämtliche Fäden, um ihr altes Heimatdorf finanziell zu ruinieren. Als die Zeit reif ist, um offenkundig Rache nehmen zu können, kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian mit einem ausgeklügelten Plan zurück:
Sie verspricht den mittlerweile heruntergekommenen Dorfbewohnern die rettenden Millionen.
Ihre Forderung: Alfred Ill, ihr früherer Geliebter und Vater ihres Kindes, soll durch die Hand eines Dorfbewohners sterben. Die Jagd nach Alfred Ill und dem damit verbundene Millionengewinn beginnt.
Obwohl das Stück von Friedrich Dürrenmatt aus Sicht heutiger Schülerinnen und Schüler betagt wirkt, so sind dessen Inhalte doch immer noch hochaktuell: Regiert Geld die Welt? Ist jeder Mensch käuflich? Und schließlich: Wie viel Geld müsste man mir persönlich bieten, um einen anderen Menschen dafür zu töten? Fragen, die im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 2 des Wirtschaftsgymnasiums der Kaufmännischen und Sozialpflegerischen Schule mit Blick auf das kommende Abitur behandelt werden. Angeregt durch die aktuelle Thematik des Stückes wuchs die Idee, Dürrenmatts Werk auf die Bühne zu bringen. Nach monatelangen Theaterproben lieferten am vergangenen Donnerstag und Freitag insgesamt mehr als 25 Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasium an der KSP Bad Saulgau im Stadtforum eine hervorragende Vorstellung ab. Mit zum Teil brillanten schauspielerischen Leistungen sprang der Funke über und das Publikum jubelte den jungen Darstellerinnen und Darstellern zu. Mit Textsicherheit, Wortgewandtheit, tänzerischen und musikalischen Einlagen konnte das junge Ensemble, geleitet von ihrem Lehrer Herrn Thomas Petrich, restlos überzeugen.
Begeisterung unter den Besuchern, Begeisterung jedoch auch bei den Schauspielerinnen und Schauspielern. Trotz mühsamer Proben, welche sich täglich zum Teil über 10 Stunden in den Sommerferien hinzogen, trotz mühsamer Textarbeit und trotz Abiturstress: Das Resümee der Schülerinnen und Schüler fällt eindeutig positiv aus.
Theaterspielen verbindet Herz, Hand und Verstand. Freundschaften wurden geknüpft, persönliche Freiräume wurden entdeckt, neues Selbstvertrauen konnte erlangt werden.
Die Spielerinnen und Spieler sind sich nach diesen Erfahrungen auf der Bühne einig: Wir haben viel gelernt! So musste nicht nur das Stück im Rahmen seiner Möglichkeiten umgeschrieben und dazu passende Requisiten gebastelt werden, auch mussten die vorgenommenen Änderungen nach Berlin geschickt und dort genehmigt werden. Ein formaler Aufwand, der den Schülerinnen und Schülern zu Beginn ihrer schauspielerischen Tätigkeit völlig fremd war. Ebenfalls hat die Gruppe gelernt, sich selbstständig zu organisieren, Probleme zu lösen und letztendlich sich gegenseitig zu vertrauen.
Mit dem Theaterkurs, welchen das Wirtschaftsgymnasium als einziges berufliches Gymnasium im Umkreis als vollwertiges Unterrichtsfach anbieten kann, findet somit moderner Unterricht vom Feinsten satt. Theoretische Inhalte und deren praktische Umsetzung gehen mit diesem Fach Hand in Hand.
Auch Theaterlehrer Thomas Petrich ist davon überzeugt, dass seine Kursteilnehmer bei ihm nicht nur für die Schule, sondern vor allem für das Leben lernen. Ehrgeiz, Ausdauer und Zuverlässigkeit, all dies sind Qualifikationen, welche die Schülerinnen und Schüler nicht nur auf der Bühne, sondern vor allem in Studium und Beruf brauchen. In diesem Sinne wünschen wir dem Schauspiel-Team der KSP für die Zukunft alles Gute, und wer weiß, vielleicht sogar auf den Brettern, die die Welt bedeuten?!
Autorin: Rauschenberger-Großmann, Bianca
Folgende Personen waren Teil des Theater-Teams:
Vorname, Nachname |
Rolle, Funktion, Aufgaben |
Christina Goldmann |
Claire Zachanassian |
Florian Franz Zeller |
Ill |
Lisa Wick |
Bürgermeister Regie-Assistentin |
Juanita Halblaub |
Lehrer Organisation |
Nancy Maucher |
Pfarrer |
Saskia Schnell |
Polizist Der Erste Regie-Assistentin |
Lea Wiesenthal |
Arzt Kofferträger |
Sebastian Michler |
Butler Güllener im Laden |
Johannes Dietrich |
Radiosprecher junger Ill Eunuch Koby |
Michael Schulte |
Radioreporter Pressemann I Ehemann |
Christoph Heinzelmann |
Gatte VII-IX |
Melanie Hülsing |
Frau von Ill |
Sultan Duman |
Tochter von Ill Maler |
Christoph „Shorty“ Hülsing |
Sohn von Ill Pfändungsbeamter |
Vanessa Walser |
Der Zweite Baum |
Fenja Schnell |
Der Dritte Sargträger |
Julia Beskarawaini |
Der Vierte Baum Sargträger |
Jülide Günes |
Roby |
Jasmina Andreè |
Toby |
Julieta Halblaub |
Erste Frau Pressemann II |
Tatiana Koupriianova |
Zweite Frau |
Martin Olfert |
Bahnhofsvorstand Zugführer Kondukteur Turner Enkel |
Justina Zieba |
Enkelin Kofferträger |
Anastasia Oberländer |
schwarzer Panther Fräulein Luise |
Heidi Hockl |
Kameramann Chefdesignerin: Plakat, Programmheft, Karten |
Niklas Finkbeiner |
Eunuch Loby |
Bianca Städele |
Souffleuse |
17. Oktober 2011