10 Jahre Italienaustausch – ein wahrer Grund zu feiern
Marco Polo hat (angeblich) auf dem Sterbebett gesagt, dass er nur die Hälfte von dem, was er erlebt hat, berichtete. Beeindruckendes und Kurioses wurden berichtet, aber teilweise nicht geglaubt, weil er so viel erlebt hat. Das selbst zu erleben wünscht die stellvertretende Schulleiterin, Andrea Braun-Henle, den Schülerinnen und Schülern für ihr Leben, vor allem aber für den Austausch. Geäußert wurde dieser Wunsch bei den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum des Austausches der Helene-Weber-Schule mit dem Istituto Falcone Gallarate. Bezugnehmend auf das überreichte Bildgeschenk des Künstlers Wolfgang Schmid, das den Marktplatz von Bad Saulgau zeigt, verwies sie auf Alltägliches, aber auch Kurioses, wie den Saulgauer Dorausschreier, mit Wurst im Maul. Der Festakt fand im schuleigenen Restaurant Saperi e Sapori, Wissen und Geschmack, am IS Falcone statt, Wissenshäppchen konnten hierbei in vielfältiger Form eingenommen und genossen werden.
12 Schülerinnen und Schüler der Helene-Weber-Schule waren eine Woche bei Gastfamilien untergebracht. Diese haben die Besucherinnen und Besucher reich beschenkt, die sprichwörtliche italienische Gastfreundlichkeit wurde die gesamte Woche wahrhaftig gelebt, alltäglich, beeindruckend und berichtenswert.
Die italienischen Jugendlichen haben am Ende des Austausches sehr emotional Abschied genommen, Freundschaften sind entstanden, Urlaubspläne sind geschmiedet worden, Gegeneinladungen wurden ausgesprochen. Sogar eine Familienzusammenführung fand statt, der Onkel einer Schülerin wurde nach fünf Jahren des Nichtsehens in Mailand wiedergetroffen, ein Kuriosum, worüber berichtet werden sollte.
Zu Beginn stand jedoch ein Kulturschock für die Wirtschaftsgymnasiastinnen und –gymnasten an: Anders frühstücken, völlig gechillt in den Tag starten, total andere Häuser bzw. Wohnungen erleben bedeutet auch ein Rauskommen aus der oberschwäbischen Idylle.
Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten nahmen recht viel am italienischen Unterricht teil, auch die begleitenden Lehrkräfte, Frau Cramer und Herr Ulrich, haben intensiv im Deutsch- und Englisch-Unterricht hospitiert.
Beeindruckendes lieferte der Mailänder Dom, der echt magisch wirkte und als Wunderwerk der Architektur nicht nur Frau Cramer nachhaltig faszinierte, vor allem das Dach, welches mit der Begründung, dass Gott von oben auch was Schönes sieht, errichtet worden war. Sie hatte ihre Gastschülerin von 2016 wiedergetroffen, die drei Monate (September bis Dezember) lang als Studio All’estero bei ihr gewohnt hatte. Erneut eine gleichermaßen schöne wie auch kuriose Wiederbegegnung.
Florenz ist ein Freilichtmuseum, man kommt sich vor wie in einer Filmkulisse, ein offenes Museum, es findet sich immer irgendwas Interessantes, überall befindet sich Kunst. Wenn diese Stadt nicht beeindruckend ist, welche dann? Bereits bei der Anfahrt durch die toskanische Hügellandschaft kam große Vorfreude auf, die knappe Zeit vor Ort hat Lust auf mehr gemacht, worüber berichtet werden sollte.
Auch die großartige Unterstützung beim Erasmus+ Projekt „Wir entdecken unseren Alltag“ gehört unbedingt in diese Kategorie. Dabei wurden gegenseitig Videos aus Alltagssituationen, zum Beispiel in der deutsche Bäckerei und in der italienischen Schulbar, gezeigt, die im Rahmen des Erasmus+ Projektes entstanden sind, in erster Linie im Italiensch-Unterricht bei Herrn Ulrich.
Ein besonders beeindruckendes Highlight war nicht weniger kurios: Der Master-Chef-Italia- Gewinner (bekannte TV-Kochshow), der beim ersten Austausch teilgenommen hatte, seine Gastfamilie wohnt in Hochberg, kam am Mittwoch an die Schule nach Gallarate zu einem Interview mit dem Schulleiter. Mit seinen Aussagen hätte der bekannte oberschwäbische Kalender Inspiration erhalten für kreative und kluge Kalendersprüche. Hier eine kleine Auswahl: „Ein Lehrer, der berührt dich für immer“; „Man weiß ja nie, was geschehen wird“; „Sprachen sind grundlegend, vor allem wenn man sich irgendwann ins Ausland bewegen will, um Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen“. „Ein Jahr im Ausland formt die Kompetenzen für’s Leben.“ Der Auftritt war sehr charismatisch, beeindruckend und kurios. Die Übersetzung der potenziellen Kalendersprüche vom Italienischen ins Schwäbische wäre auf alle Fälle ein weiteres Erasmus+ Projekt wert.
Das Fazit der Schülerinnen und Schüler lautete: Für die einzelnen Sachen war wenig Zeit, um die Schönheiten wahrnehmen – und darüber berichten – zu können.
Vor den Herbstferien im Schuljahr 2023/24 kommen die Italiener vom IS Falcone aus Gallarate wieder nach Bad Saulgau an die Helene-Weber-Schule. Um den Austausch am Leben zu halten, braucht die Helene-Weber-Schule motivierte Italienischlernende. Sie bietet als einzige berufliche Schule im Landkreis Sigmaringen das Wahlfach Italienisch an beruflichen Gymnasien an.
11. Juni 2023