Beste Abizeitung 2008: Wir waren dabei!

28. Oktober 2008

Vielleicht erinnern sich ja noch einige an die Abizeitung aus dem letzten Schuljahr: Die recht bunt geratene Fernsehzeitung mit den Fotomontagen von Filmplakaten mit Schülern und Lehrern. Die Sache kam damals trotz verspätetem Druck recht gut an – und das nicht nur an unserer Schule. Denn wir haben uns beim Wettbewerb “Beste Abizeitung 2008” wie bundesweit knapp 600 andere Schulen beworben. Und in der Tat, wir hatten das große Glück, zu den zehn besten Abizeitungs-Redaktionen zu gehören und bekamen ein Ticket ins hessische Langen, dem Ort des großen Finales. Dem Ort, wo die offiziell beste Abizeitung 2008 vor Presse gekührt wird.

Veranstalter ist wie jedes Jahr die Deutsche Flugsicherungs Gmbh, eine ehemals staatliche Organisation, die laut Statistik zu einen der beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland gehört. Leider war es nur zwei Redaktionsmitgliedern erlaubt, an der Preisverleihung teilzunehmen. Ich entschied mich für die fesche Jessi, da sie meiner Meinung nach am aktivsten an der besagten Abizeitung mitgewirkt hat. Das Rahmenprogramm der Veranstaltung versprach nicht weniger als Frau Merkel bei der Bundestagswahl. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass die Erwartungen erfüllt wurden, denn neben dem Besuch einer großen Druckerei in Mainz, dem Flughafen in Frankfurt inkl. Blick vom Tower und die Tatsache, dass sich eine Chefredakteurin der FAZ Zeit für uns nimmt, hatten wir auch die Ehre, im noblen Gästehotel zu übernachten.

Der Tag war gekommen, Jessi und ich machten und zwangsweise getrennt auf den Weg ins ferne Hessen. Nach einer Odysee aus verspäteten und sogar einem liegen gebliebenem Zug (!) kam auch ich mit etwa zwei Stunden Verspätung an. Jessi erzählte mir bereits, dass es ein riesiges Gelände wäre, wo man auf den ersten Blick keine Ahnung hatte, wohin man eigentlich muss. Als ich an der S-Bahn Haltestelle spät Abends ausstieg, war kaum eine Menschenseele anzutreffen: Bis auf einen Mann, den ich natürlich sofort fragte, wo denn das DFS Headquarter wäre. Und wie es der Zufall so wollte, musste er auch dorthin und führte mich direkt zum Empfang. Ich glaube, allein hätte ich das nicht innerhalb von 60 Minuten gefunden. Ich war nicht der allein an der Rezeption, die beiden Burschen aus Aulendorf waren auch schon da. Denn: Auch wenn bundesweit so viele Schulen teilnamen; waren Bad Saulgau und Aulendorf nominiert für den 1. Platz. Schon sein seltener Zufall. Auch Ehingen war da – vielleicht ein Hauch von Genie-Dreieck? Wer weiß. Auf jeden Fall machten wir uns gleich bekannt und tauschten einige Erfahrungen aus. Dann kamen zwei fesche Mädels rein, die Maria und Alina. Bisher hatte sich meine Vermutung nicht bestätigt, dass lauter Tageslicht-scheue PC-Freaks eingeladen wurden: Im Gegenteil, bisher traf ich nur auf äußerst sympathische Menschen. Und der weibliche Teil davon sah gar nicht mal so schlecht aus.

Ich rief dann Jessica an, die uns dann in eins von mehreren Gästehotels nebenan führte, wo auch unsere Zimmer waren. Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor zwei Wochen in einer Jugendherberge (inkl. Mehrbettzimmer) wegen des Zivildienstes war – und staunte nicht schlecht, als ich die Zimmertüre öffnete: Ein riesiges, weiches Bett mit richtiger Decke, Internetanschluß, ein Flachbildfernseher, ein Telefon und ein eigenes Badezimmer mit allem drum und dran – da fühlte man sich schon wie Harry im Hilton Hotel. Viel Zeit blieb jedoch nicht, denn wir wurden bereits im anderen Gebäude erwartet. Denn Abends sollten wir noch die Druckerei in Mainz besuchen. (Die Druckerei ist die größte in der Umgebung und druckt aktuelle Tageszeitungen und beilagen.) Zu unserer Überraschung wurden wir sehr freundlich von mehreren, sehr jungen Leuten der DFS empfangen. Nach ner kleinen Begrüßung teilen wir uns in zwei Gruppen auf und fuhren mit zwei nagelneuen Siebensitzern in Richtung Mainz. Ich hatte die große Ehre, auf dem Beifahrersitz sitzen zu dürfen und die recht konzentrierte Fahrerin abzulenken – was aber nur bedingt klappte. Dafür war die Fahrt dann wirklich sehr unterhaltsam. Auf der mittleren Bank lernten wir noch zwei weitere Gesichter kennen: Der Bursche hieß Lukas und von seiner feschen Begleitung habe ich leider den Namen vergessen.

Wir kamen dann gut in der Druckerei an und stürzten uns wie so mancher, übergewichtiger Privatfernsehzuschauer auf die Brezeln. Denn die Reise war anstrengend und wir hatten Hunger – und das ist ja bekanntlich der beste Koch. Und mindestens genau so schnell, wie wir auf der Autobahn fuhren, waren die Brezeln auch verschwunden. Auf besonderen Wunsch hin wurde uns sogar Kaffee und Milch gebracht – wem Wasser und edler Wein nicht genug war. Es folgte eine kurze Begrüßung unseres Führers, der uns vorallem auf die negativen Dinge dieser Druckerei aufmerksam machte. Ich hole mal ein wenig aus: Die Löhne wären ansich schlecht, aber durch den Nachtzuschlag wären sie wieder auf Tarifniveau. Dieser wird aber leider nicht in die Rente miteingerechnet, deshalb fällt die Rente äußerst knapp aus. (Sinngemäß wiedergegeben, keine Gewähr). Habe ich schon erwähnt, dass unser Führer Rentner ist? Außerdem sollten wir uns nicht wundern, wenn die Arbeiter unfreundlich wären und nichts arbeiten würden, denn die meisten Stellen werden in den nächsten Monaten abgebaut. Nach ‘nem kurzen Imagefilm ging’s dann los: Wie damals bei den Führungen auf der Studienfahrt gab’s Funkgeräte, um unseren Führer besser hören zu können. Die Führung selbst war zweigeteilt: Es war sehr interessant, die ganzen Vorgänge und Maschinen zu sehen; im Gegensatz zu den Worten des Führers. Schnell erkannten Jessi und ich allerdings, dass es viel mehr Spaß machte, sich die Dinge aus der Nähe anzuschauen: Der Ohrstöpsel-Automat oder die Waage, dessen Zeiger wir zu Zweit durch intensives Rumhüpfen nur minimal bewegen konnten, die seltsamen Aufkleber an den Säulen, die diversen Schilder waren zwischen den ganzen, faulenzenden Arbeitern und automatisierten Forderbänder nur einige Highlights. Am Ende der Führung gab’s noch ne kleine Fragerunde, wo unsere Begleiter von der DFS anstandshalber einige Fragen stellten. Auf dem Rückweg hielten wir noch beim Burger King, gegenüber vom Pizza Hut und aßen noch eine Kleinigkeit.

Kaum waren wir zurück, wünschten wir uns gegenseitig eine angenehme Nacht und wir schliefen schneller ein, als so mancher Abiturient in der Geschichtsstunde. Am nächsten morgen war ich überraschenderweise vor allen anderen Wach, genoss das zur Abwechslung mal warme Wasser und duschte so heiß, dass die Fließen zu schmelzen begannen. Nachdem ich meine sieben Sachen (bestehens aus 10 kg Consumer Electronic und 1x T-Shirt und ‘ner Hose) zusammengepackt hatte, begab ich mich in Richtung Jessi-Zimmer, worauf hin wir dann als Kleingruppe zum Frühstücksraum liefen. “Raum” ist eigentlich untertrieben, es war ein großer, moderner Raum, in dem jede Ecke blitzte und glänzte – Marmorboden und Glaswänden sei dank. Das Essen war erste Sahne und ich aß mehr, als in meinen Magen passte. Ohne Vorrat wollte ich nicht aus dem Haus gehen. Ich dann mit Jessi, Luki (für diesen Spitznamen wäre ich beinahe geschlagen worden) und dem feschen Mädel am Frühstückstisch und sie zeigten uns ihre Abizeitung: Die war schon sehr beeindruckend, tolle Texte, sowas wie ein Layout und perfekten Fotos. Da war unser buntes Bilderbuch schon ‘n Fußabstreifer dagegen. Und da dachte ich das erste Mal, dass unsere Chancen doch nicht so gut stehen, wie erträumt. Wir zeigten den beiden dann unsere Cover-Plakate auf’m Laptop, die ihnen auch sehr gut gefielen. “Ist eine schwere Entscheidung”, war das Schlußwort und wir rafften uns auf, um die Reise nach Frankfurt, zum Flughaften anzutreten.

Alle waren gestärkt und pünktlich, wir verstauten unsere Tonnen vom Gepäck in den dafür vorgesehenen Schließfächern und gingen dann zum Parkplatz. Heute gab’s statt den übermotorisierten Kleinbussen nur einen alten Schulbus, der wohl nur einmal jährlich aus der Halle gezogen wird, um die Abiturienten herumzukutschieren. Zumindest das verstaubte Interior lies das vermuten. Jessi und ich setzten uns zu den beiden feschen Mädels, mit denen wir auch sonst meist zusammen herumliefen und amüsierten uns werden der Fahrt glaub ich, nicht schlecht. Wir kamen dann am Flughaften an und hielten bei den Schranken. Also, es waren geschätzt 241 einzelne Schranken; man hätte fast meinen können, wir überschreiten eine Ländergrenze oder ein Hochsicherheitsgefängnis. Auf jeden Fall durften wir passieren und wir sahen eine eigene, kleine Stadt in der Stadt: Der gesamte Flughafen war eigentlich ein eigener Mikrokosmos: Mit eigener Infrastruktur (Bushaltestellen etc), Restaurants und ansässigen Firmen, die halt mit dem Flughaften zu tun hatte, war alles vorhanden. Wir kamen dann am Hauptgebäude an und staunten nicht schlecht, als wir den knapp 68m hohen Tower sahen: “Da sollen wir nachher hoch?”, sagte jemand aus unserer feschen Reisegruppe. Wir betraten dann den Raum und hatten die Ehre, den Presseraum betreten zu dürfen. Pressesprecher Axel Raab empfing uns dann äußerst freundlich und erklärte uns in einer halbstündigen, gut gemachten Präsentation, worum es beim Beruf des “Fluglotsen” geht. Und ich glaube, jeder von uns war zumindest ein wenig fasziniert von dieser eigenen, kleinen Welt. Und auch Inhaltlich konnte wohl jeder was mitnehmen: So lernten wir, wie das mit dem Radar funktioniert, warum sie kein GPRS benutzen und warum man nicht “Nine”, sondern “Niner” im Funkverkehr für die Zahl “neun” sagt. Anschließend durften die ersten drei Leute hoch auf den Tower: Durch diverse Lasersicherheitsschrankensystem und HighEnd-Alamanlagen aus James Bond mussten wir uns hindurchschleichen, um bis ganz nach oben zu geladen. Okay, ganz so schlimm war es nicht, aber ohne VIP-Ausweis kommt man nicht weit. Im Tower selbst hatten wir eine Aussicht, die wohl so manchen Hochhaus-Berliner neidisch machen würde: Man sah wirklich verdammt weit. Danke auch an den Wettergott für die klare Sicht – denn am Vortag gab’s in Hessen mehr Nebel als im Regenwald.

Wir fuhren dann wieder zurück nach Langen, wo dann die Preisverleihung stattf finden sollte. Wir wurden ganz nach oben gebracht, wo wir auch schon klassische Klänge vernahmen. Spaßeshalber sagte ich, dass “da bestimmt ne CD läuft”, als wir uns gerade im Vorraum unserer Jacken entledigten. Doch dann traten wir ein und wir staunten wirklich nicht schlecht: Tatsächlich spielte ein kleines Streicher-Trio in der Ecke und drei Tafeln waren festlich bedeckt. Kurz darauf kam dann der Chefkoch persönlich und präsentierte uns sein Menü: Und von “A” wie “Asiatisch” bis “V” wie “Vegetarisch” war alles dabei, was ein hungriger Hugo sich so wünschen könnte. Auch ein extra Käse-Buffet durfte ebenso wenig fehlen wie das reichhaltige Angebot an edlen Tropfen. Verhungern würden wir auf jeden Fall nicht. Nach dem Essen gab’s ne kleine Ansprache von der DFS-Leitung. Kurzum waren sie sehr erstaunt, wie hoch dieses Jahr die Qualität der Abizeitungen war. Und er erzählte, dass sogar seine Klasse damals eine Abschlußzeitung gemacht hat. “Was sich nicht geändert hat, ist die Tatsache, die letzten Jahre in der Schule festhalten zu wollen”. Anschließend wurde noch etwas über den Beruf des Fluglotsen gesagt und dann fand die Preisverleihung statt. Leider gehörten wir nicht zu den Siegern. Die Aulendorfer, die sich zuvor selbst verarscht haben, was sie eigentlich hier wollen, kamen zu Überraschung aller auf den zweiten Platz. Der erste Platz war wirklich zurecht gewonnen; sie haben ja Unmengen an Geld, Zeit und was weiß ich nicht alles investiert. Ein Hammer Teil! Aber generell war die Platzierung etwas seltsam. Die Zeitung von Luki war bestimmt besser, als der dritte oder gar vierte Platz. Landete jedoch nur auf dem 6. Platz. Und auch wir waren weit abgeschlagen auf dem 7. Platz. Sogar bei der Kategorie “Qualität der Fotos und Gestaltung” bekamen wir weniger Punkte als die Aulendorfer, welche die Klassenkameraden ohne besondere Mühen nacheinander im Sportdress auf dem Sportplatz ablichteten. Klar, passt zum Motto “Kicker”, aber viel Aufwand war das sicherlich nicht. Die Enttäuschung war bei allen wohl recht groß, die keinen Preis bekamen. Doch nach ein wenig gegenseitigem Aufmuntern (“10. von 600. ist doch auch nicht schlecht”) rafften wir uns alle mehr oder weniger auf, um die letzte Etappe, dem Besuch der FAZ in Angriff zu nehmen.

Wieder nahmen wir den alten Bus. Während der Fahrt wurden dann sehr schicke DFS-Taschen verteilt, mit allerlei netten Gimmicks: Vom Lanyard, Kompass bis hin zum Kondom war alles dabei, was sich die Merchandising-Industrie in den letzen Jahren hat einfallen lassen. Die FAZ war dann ein riesiges Gebäude in Mitten von Frankfurt. Wir wurden ganz nach oben gebracht, wo auch schon die besagte Chefredakteurin auf uns wartete. Zuerst wurde ein sehr guter Imagefilm gezeigt (“Gut möglich”), bis dann die Frau vom Fach das Wort übernahm. Leider gab’s keine Führung oder einen Einblick in die Arbeitsweis eines FAZ-Redakteurs, viel mehr stand sie eben vor uns wartete auf unsere Frage. Dummerweise hatte damit niemand gerechnet, so dass wieder unsere DFS-Begleiter die Fragerunde eröffneten. Doch dann kam eine ganz nette Konversation zu stande, welche uns den Alltag doch ein wenig Nahe brachte.

Anschließend wurden wir zum Bahnhof gefahren, wo wir dann unsere Heimreise antraten. Nach ein paar Umarmungen mit mehr oder weniger Tränen machten wir uns dann in getrennten Wegen auf den Weg in die Heimat. Im Gepäck jede Menge Geschenke der DFS, aber vorallem eine sehr tolle Erfahrung, jede Menge Eindrücke und spaßige Momente – und exzellentem Essen im Magen.

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28. Oktober 2008