Psychotherapie ist kein Kaffeekränzchen –
Besuch beim Schulpsychiatrietag am SRH-Klinikum Sigmaringen
Am Freitag, 22.03.2024, bot sich den Schülerinnen und Schülern des Psychologie-Kurses der J1 und der 3BFP2 (2. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau/-mann) und den begleitenden Lehrkräften Frau Heinzle und Frau Späth die seltene Gelegenheit, hinter die Kulissen der psychiatrischen Abteilung der SRH-Klinik zu blicken.
Für den theoretischen Teil nahm sich Dr. Frank-Thomas Bopp, der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, extra einen Vormittag Zeit und erläuterte u. a. die verschiedenen beruflichen Zugänge zu diesem Fachgebiet und ging kurz auf die Geschichte der Psychiatrie ein. Früher waren psychiatrische Einrichtungen eher „Verwahranstalten“ auf der grünen Wiese fernab vom normalen Leben der Menschen. Die Abteilung Psychiatrie der SRH heute hingegen ist inmitten eines Allgemeinkrankenhauses angesiedelt, das eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stellen auf schnellem Wege ermöglicht. So waren bei der Organisation das ZSL, die SRH-Klinik bzw. die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie mehrere Schulen, u.a. die Helene-Weber-Schule Bad Saulgau, beteiligt. Dr. Bopp betonte das Prinzip „fördern und fordern“ in seiner psychiatrischen Abteilung. Die Patienten sollen nicht länger als notwendig unter der „Käseglocke fernab vom Alltag“ bleiben. Überrascht zeigten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer, als Dr. Bopp eine durchschnittliche Verweildauer von nur 19 Tagen in der stationären Psychiatrie angab. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren, dass es neben der rein stationären psychiatrischen Behandlung auch Tagesklinikplätze und drei psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) an den Standorten Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf gibt.
Der zweite Teil des Schulpsychiatrietages war praktischer Art, wobei die Schülerinnen und Schüler selbst an einem Achtsamkeitstraining teilnehmen durften. Durch spontan ausgewählte Bilder und Gegenstände kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander ins Gespräch und lernten sich (noch) besser kennen. Bei der Musiktherapie hieß es: Instrument in die Hand und losmusizieren. Es war nicht das Ziel, wunderbar wohlklingende Musik zu machen, sondern ins Tun zu kommen und letztlich einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Der Musiktherapeut erklärte, dass Patienten und Patientinnen der Psychiatrie häufig der Rhythmus im alltäglichen Leben fehle. Durch das gemeinsame Musizieren kommt wieder ein gewisser Rhythmus ins Leben hinein.
Bevor sich zum Abschluss alle zu einer gemeinsamen Feedbackrunde trafen, erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick, welche verschiedenen Ausbildungsberufe am SRH-Klinikum angeboten werden.
Der Schulpsychiatrietag war ein voller Erfolg und konnte so manches Vorurteil abbauen wie z.B. bei einer Psychotherapie „redet man halt ein bisschen“.
Schon jetzt ist klar: die Helene-Weber-Schule wird im März 2025 wieder mit dabei sein!
BAR
5. Mai 2024