Theater-Kurs auf Exkursion “Zu jung, zu alt, zu deutsch”

2. Mai 2012

  Es war einmal ein Theater-Kurs, seine Teilnehmer allesamt unglaublich gutaussehend, hochintelligent und sowieso das Beste, was das Wirtschaftsgymnasium in Bad Saulgau zu bieten hat! Die Theatercracks hungerten, nein vielmehr sie verzehrten sich nach geistiger Nahrung, sie sehnten sich nach dem schmatzenden Kuss der Muse, der ihre Sinne zu bezirzen vermag, und so machten sie sich folgerichtig auf den Weg hin zu den sprudelnden Quellen, den Ursprüngen der menschlichen Kultur, dem wahren Zentrum des geistigen Schaffens dieser Welt … nach Bayern.

Näherhin auf den Weg zum Landestheater Schwaben in Memmingen, das extra für uns eine Schulvorstellung des Dramas “Zu jung, zu alt, zu deutsch” von Dirk Laucke zu geben gedachte und um es vorweg zu nehmen – das Stück war der Hammer, dargeboten von einem absolut engagierten Ensemble, das vor Spielwitz nur so sprühte. Die Story an sich ist relativ komplex im Stile von “Pulp Fiction” konzipiert – zwei spannende und emotional sehr mitreißende Handlungsstränge laufen durchsetzt von diversen Rückblicken parallel nebeneinander bis sie schlussendlich in einem mehr als überraschenden Finale zusammengeführt werden. Mit dabei ein permanent an der Grenze zur Hyperventilation flanierender und leicht hyperaktiver Ex-Knackie, der auf der Suche nach der schnellen Nummer ausgerechnet seine Ex wieder sieht, im Schlepptau ihren neuen Herzallerliebsten, was unweigerlich zu den üblichen Hahnenkämpfen rund um die Position des Alphamännchens führt. Gleichermaßen an Bord eine angesichts der alltäglichen Tristesse des Daseins völlig frustrierte Putzfrau, deren Alkoholkonsum in dem Maße zunimmt wie ihre Produktivität ins Bodenlose gleitet, sowie ihre russische Urlaubsvertretung, die alsbald im Rahmen eines Zweitjobs den eher hüllenlosen Putzfreuden zu frönen beginnt. Mehr wollen wir Euch eigentlich gar nicht verraten, denn Ihr sollt Euch diese kultige und überaus beeindruckende Inszenierung gefälligst selbst ansehen – Ihr werdet es sicher nicht bereuen!!!

Und das Theater hatte noch ein absolutes Bonbon, ein unübertroffenes “Leckerli” für uns – wir hatten die Gelegenheit uns mit den Darstellern selbst über das Stück im Speziellen wie auch ihr Selbstverständnis als Schauspieler im Allgemeinen zu unterhalten. Wie wird man Schauspieler – aus welcher Motivation heraus übt man diesen Beruf aus? Wie gelingt es einem Darsteller in seine Rolle hineinzuwachsen? Was mache ich als Darsteller, wenn mein Versuch mit den Zuschauern unmittelbar zu interagieren an der völligen Agonie der Angesprochenen scheitert? Wie nehmen Darsteller ihr Publikum wahr? Was ist eine “Dokumentage” und warum gibt es das nur in Kolumbien? Wie verstehen die Schauspieler ihren Part in dem Stück “Zu jung, zu alt, zu deutsch” und warum hüpft ein rosa Kaninchen über die Bühne? Die Schauspieler plauderten durchweg offen unmittelbar aus dem Nähkästchen und haben uns einen sehr ehrlichen Einblick in das Innenleben und die Seelenwelt des Theaters gegeben, wofür wir den Mädels und Jungs wirklich sehr dankbar sind.

Abgerundet wurde unsere Exkursion mit einem ausführlichen Rundgang durch sämtliche Bereiche des Theaters – beginnend von der Hauptbühne aus, über die Probebühnen, die Schneiderei, die Maske, die Requisite bis hin zur Cafehaus- und Studiobühne durften wir gemeinsam mit der Theaterpädagogin Claudia Schilling einen Blick hinter die Kulissen auf die Bretter werfen, die die Welt bedeuten. Auch dafür gebührt Claudia Schilling nochmals ein tosender Applaus mit überschwappender Laola-Welle.

Fazit: Bayern als letzte Trutzburg des menschlichen Genies ist ohnehin immer eine Reise wert und das Landestheater Schwaben eine sehr geniale Truppe, die uns einen fulminanten Tag bescherte.  

Kurs “Literatur und Theater”,

StR Thomas Anton Petrich

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2. Mai 2012